A review by missbookiverse
Fuse by Julianna Baggott

5.0

Fazit
Fuse hat sie nicht, die typische zweiter-Teil-Krankheit, bei der man das Gefühl hat der Verlag wollte mit Hängen und Würgen aus einer Story für zwei Bücher eine für drei rausholen. Fuse braucht jede seiner fast 500 Seiten, denn diese sind gefüllt mit schaurigen Erkenntnissen, Charakter- und Beziehungsentwicklungen, Abenteuern, Spannung und fortschreitender Handlung.
Damals habe ich Pure „nur“ mit 4 Sternen bewertet. Im Rückblick würde ich dem Buch wie seinem Nachfolger volle 5 verpassen.


» El Capitan & Helmud.
Wie einem dieses Chaotenteam ans Herz wachsen kann, ist beeindruckend. Ich bin mir gar nicht sicher wie alt El Capitan eigentlich sein soll, er wirkt immer etwas älter als Pressia und co. Die Kapitel, in denen er mit einer tickenden Zeitbombe im Bein herumläuft haben mich fertig gemacht. Ich hatte solche Angst, dass er und Helmud daran sterben würden, aber ZUM GLÜCK hat Helmud sie gerettet. Wunderbar gruselig fand ich wieder wie Helmud Satzstücke von El Capitan wiederholt und ihnen durch das Weglassen bestimmter Wörter eine völlig neue Bedeutung gibt. Überhaupt ist es schön zu sehen wie sich die Beziehung zwischen den beiden Brüdern entwickelt, wie El Capitan seinem Bruder mehr vertraut und wie Helmud auch mal die Rolle des Stärkeren übernehmen darf (z.B. nach dem Raumschiffabsturz als er El Capitan füttert).
Dass El Capitan Gefühle für Pressia hegt, war clever eingeflochten. Schon nach den ersten Kapiteln aus seiner Sicht hat sich dieser Eindruck bei mir eingeschlichen, ich war aber nicht sicher, ob ich da zu viel hineininterpretiere. Tat ich nicht! Pressia reagiert darauf eher zurückhaltend und Cap muss sich erst mal mit Bradwell auseinandersetzen. Hier fand ich es total cool, dass kein dramatisches Liebesdreieck entsteht. Durch Pressias eindeutige Vorliebe Bradwell gegenüber, beschließt El Capitan es mit Klasse zu nehmen und sich lieber mit Bradwell zu verbrüdern als Gefühle für eine Frau zwischen sie kommen zu lassen. Applaus.

» Bradwell & Pressia.
Gott sei Dank verliert Pressia innerhalb des Buches ihre „ich kann Bradwell nicht an mich heranlassen, das ist sicherer für uns beide“ Meinung. Das wäre sonst die reine Qual geworden. Es gibt so viele intensive Szenen zwischen den beiden, allen voran die Überquerung des Flusses, das eiskalte Wasser und das gegenseitige Wärmen danach, das sie beinahe umbringt.
Das Highlight der beiden findet sich am Schluss. Ich war ganz dicht davor zu glauben, dass Bradwell stirbt und wir ihn in Band 3 nicht wiedersehen. Gott sei Dank hat Pressia alle Bitten seinerseits in den Wind geworfen und ihn gerettet. Das Resultat ist schaurig, interessant und verwirrend… anscheinend hat er nun 6 gewaltige Flügel… aber die Vögel auf seinem Rücken waren ja vorher schon da… sind sie das immer noch oder sind da nur Flügel? Oder sind die Vögel einfach gewachsen? Ich bin verwirrt. Ich will mehr wissen! Ich bin froh, dass das Verständnis der beiden zueinander auf einer positiven Note endet. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass da noch ordentlich Drama kommt, weil Bradwell Pressia nicht verzeihen kann, was sie ihm angetan hat.

» Partridge & Lyda.
Ich könnte mich kaum entscheiden, welches Paar in diesem Buch mir mehr am Herzen liegt. Die Szenen zwischen Partridge und Lyda sind so intensiv und gefühlsgeladen… wahrscheinlich wegen der düsteren Kulisse, in der sie stattfinden. Wie die beiden miteinander schlafen in dieser kaputten Hütte, eins meiner Lieblingskapitel. Und dann die Konsequenzen, OH LYDA! Sie tat mir so leid, weil ihr im Dome ja absolut nichts über Sex und seine natürlichen Folgen erklärt worden ist. Trotzdem bleibt sie stark, obwohl sie Partridge für sich abgeschrieben hat, unheimlich bewundernswert.

» Partridge.
Seine Erlebnisse im Dome waren erschreckend. Dass alle Erwachsenen bereits Bescheid wissen, hat mir Gänsehaut bereitet. Zum Glück gibt es noch die Gegenbewegung.
Der Part, in dem er seine Erinnerungen verliert, hat mich ein wenig enttäuscht. Das war ein harter Schritt für ihn, aber es dauert gar nicht lange bis er die Lösung und damit sein Gedächtnis findet. Da hätte die Autorin uns Leser noch mehr mit quälen können – verrückt, dass ich mir das freiwillig wünsche.

» Iralene.
Partridges zugeteilte Partnerin im Dome hatte viel mehr zu bieten als ich auf den ersten Blick erwartet hätte. Bis zum Ende bleibt sie ein bisschen undurchschaubar. Ich hätte gar nicht gedacht, dass dieses naiv wirkende Mädchen gleichzeitig auf so vielen Partys tanzt. Ich bin gespannt, ob es im letzten Teil noch eine Art Happy End für sie geben wird.

» Die Formel.
Pressia, Bradwell und El Capitan suchen außerhalb des Domes nach der Formel. Die kleine, schwarze Geheimnisbox Fignan steht ihnen dabei zur Seite. Unglaublich wie ein Gegenstand so vermenschlicht werden kann. Ich hatte bei Fignan immer eher das Gefühl er wäre ein tierischer Gefährte und keine allwissende Box. Auf jeden Fall finden sie irgendwann heraus, dass sie nach Irland müssen, am besten mit einem Raumschiff. Ehrlich gesagt fand ich das ein bisschen blöd. Dieser Ortswechsel war mir zu weit weg und dann auch noch mit einem Raumschiff (zugegeben die einfachste Lösung, alles andere hätte sicher Monate gedauert)… das war mir irgendwie zu doof. Funktioniert hat’s dann aber doch, sowohl für die Figuren als auch im Kontext der Geschichte.