A review by hann_thea
König Arthurs Untergang by Hans-Ulrich Möhring, J.R.R. Tolkien, Christopher Tolkien

adventurous challenging dark informative reflective tense slow-paced
  • Plot- or character-driven? N/A
  • Strong character development? N/A
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.75

Das hier ist ein Buch von Nerds für Nerd und mit Nerds - Nerds von mittelalterlicher Dichtung. Gucken wir uns alle drei Kategorien an:

Der größe Nerd im Ring, quasi der Lord of the Ring, ist ohne Zweifel Tolkien. Die Tatsache, dass dieser Mann, der einem Job und Familie hatte, in seiner Freizeit Herr der Ringe geschrieben hat und dann aus Langeweile noch Gedichte im Stabreim auf Neuenglisch (was eigentlich unmöglich ist!) ist absolut verrückt. Hat er nicht geschlafen? In jedem Fall ist es erschreckend, wie gut das bei ihm funktioniert. Das Wissen, was dieser Mann über alt- und mittelenglische sowie altnordische Sprache und Literatur hatte ist die eine Sache, die Fähigkeit Gedichte exakt wie aus dem Mittelalter zu schreiben, eine andere. 

Leider muss man eigentlich genauso viel darüber wissen, um hier wirklich alles mitnehmen zu können. Ich habe selbst mit Anmerkungen meine Probleme im Text gehabt - man könnte die Sprache zwar auch so einfach genießen, aber ich weiß schlicht und ergreifend nicht genug über Stabreim und angelsächische Dichtung um das vollkommen durchdringen und verstehen zu können. Wer hier mehr drin ist, der hat sicher mehr Spaß. 

Highlight ist eigentlich aber alles um den Text herum - es kommen ungefähr 200 Seiten Erklärung auf 80 Seiten Text. Christopher Tolkien hat mit philologischer Kleinstarbeit den Text seines Vaters rekonstruiert, zuerst in dem Kontext der Arthusliteratur (und ich rede hier nicht nur vom geoßen Kanon, sondern auch von super randständigen Zeug aus einer (!) Handschrift) sowie der allgemeinen (englischen) Dichtung der Zeit gebracht und dann die Einflüsse auf das Simarillion herausgearbeitet. Das muss man erstmal nachmachen. Und der Übersetzer?! Sein Nachwort war mega cool. Wie kann man denn bitte altenglischen Stabreim ins Deutsche übersetzen?

Insgesamt absolut verrückt. Und man muss auch verrückt sein, um das zu lesen.