A review by missbookiverse
I Don't Want To Be Crazy by Samantha Schutz

4.0

I Don't Want To Be Crazy ist der erste Roman in Versform, den ich je gelesen habe (das gaukelt mir zumindest mein Gedächtnis vor). Auf Samantha Schutz bin ich durch ihre Kurzgeschichte in der [b:Push Anthology|23229|Push Anthology (This Is Push)|David Levithan|http://photo.goodreads.com/books/1167393491s/23229.jpg|24214] aufmerksam geworden, auch diese war in Versform gehalten und hat mich ganz hibbelig nach mehr fordern lassen.

Der Roman (ja, das sind keine Gedichte sondern eine längere Geschichte) ist autobiografisch und handelt von Samanthas Jahren auf dem College und ihren ständigen Begleitern: Angststörungen. Diese Phobien entwickeln sich Schritt für Schritt und machen der Autorin den Alltag zunehmend schwerer, die Attacken kommen unvorbereitet, plötzlich sind schlecht beleuchtete Räume und Menschenansammlungen eine nicht zu ertragende Zumutung. An anderen Tagen hat Samantha sich wieder gut im Griff, doch die Medikamente bleiben und vermiesen ihr nicht nur Freundschaften sondern auch ihr Austauschjahr in Europa.

Durch die kurzen Zeilen liest sich das Buch sehr schnell und die Versform verhilft dem Text oft zu poetischen Höhepunkten. Mein Lieblingszitat war folgendes:

I visit him a few times downtown
while he paints.
We talk about how he's going to Spain
for the fall semester
and he shows me a painting he did
and points to this one part,
a bridge, and tells me he thought of me
when he painted it.
It is so sad
how knowing something
so small
can make me so happy.


Inhaltlich bringt die Autorin die Angst und Panikattacken authentisch und emotional rüber. Man merkt dem Buch an, dass es Memoiren sind und ich habe sowohl großes Mitleid als auch viel Respekt für Samantha Schutzs Mut aufgebaut. Ebenfalls beeindruckt hat mich das Aufsuchen ständig wechselnder Therapeuten. Ich stelle es mir sehr schwer vor, jemandem von meinen Ängsten zu erzählen und das wie in Samanthas Fall immer und immer wieder vor neuen Ärzten zu wiederholen, immer wieder neue Reaktionen zu bekommen und dazu eine Diagnose, die sich so sehr vom Vorgänger unterscheidet, dass man sich um die Willkürlichkeit der Aussagen Gedanken macht.

Mehr kann ich zu diesem Werk einfach nicht sagen. Wer wissen will, wie es ist mit Angststörungen zu leben, hat hier den perfekten Erfahrungsbericht vor sich. Für Gelegenheitsleser ist es ein spannender Einblick, aber man sollte mit der richtigen Erwartung an das Buch herantreten, da es durch seine kurzgebundene Versform eine andere Art von Tiefe als durchschnittliche Roman aufweist.