A review by reini68
Die Erben des Medicus by Noah Gordon

1.0

Politisches Pamphlet als Groschenroman

Dieses Buch ist das schlimmste was man der Medicus-Reihe antun konnte, hätte Gordon sich doch bloß entschlossen nach der Schamane aufzuhören. Nachdem ich die beiden ersten Teile der Trilogie gelesen hatte, war es nur selbstverständlich, dass ich auch den dritten und letzten Teil lesen würde. Zwar gab es Hinweise, dass dieser letzte Teil nicht so gut wäre wie die ersten beiden, aber dass er derartig übel wäre, hätte ich nicht erwartet. Teilweise mag das daran liegen, dass ein Buch das in der Gegenwart spielt nicht sinnvoll an die beiden Vorgänger anschließen kann - das wirkliche Problem ist aber ganz ein anderes: Noah Gordon schreibt ein politisches Pamphlet indem er die amerikanische Politik anklagt kein gutes Gesundheitssystem für die ärmsten zu haben und indem er einseitig Stellung bezieht gegen die Abtreibungsgegner in den USA. Es ist nicht wesentlich ob er damit recht hat oder nicht, die Art der Darstellung ist das Problem. Er beschreibt einseitig und oberflächlich beide Themen, kein Blick auf die andere Seite keine Analyse der tiefergehenden Schichten. Verschlimmert wird das Ganze dadurch, dass der einzige Unterschied zu den als Groschenromane erhältlichen Arztromanen die deutlich bessere Sprache des Autors ist und dass er die Story über 400 Seiten verschleppt. Ansonsten aber gibt er sich ganz dem Oberflächlichen hin.

Eine junge Ärztin gerade von ihrem Lebensgefährten getrennt zieht in die Provinz und trifft dort einen Witwer mit seiner Tochter. Sie verliebt sich in den Mann - der jahrelang versuchte den Tod seiner Frau im Alkohol zu ertränken - und findet auch bald Anschluss an die Tochter. Bei einer Abtreibung, die "natürlich" die einzig richtige Alternative ist, stirbt das Mädchen. Der Mann bekommt einen Rückfall und flüchtet wieder in seine Scheinwelt. Die Ärztin wird noch stärker und wird die Heldin der ganzen Gegend, die sie betreut - denn schließlich ist sie es die viele Ortsansässige gratis behandelt, weil viele Arme ja keine andere Chance haben, medizinische Mindestversorgung zu erhalten. Ach ja den roten Faden gibt es auch - Roberta J. Cole besitzt auch die Gabe der Coles und kann fühlen wie die Lebensenergie den Körper verlässt - dadurch rettet sie sogar zwei Leben. Und dann kommt natürlich noch das Skalpell des Robert J. Cole vor, das von Generation an Generation vererbt wird. Sonst erinnert allerdings nichts an die grandiosen Vorgängerwerke.

Fazit: Die Geschichte ist so schlecht, dass sie sich trotz der Tatsache sprachlich in Ordnung zu sein nicht mehr als den einen Mindeststern verdient. Ich kann nur empfehlen, die Finger davon zu lassen und die Medicus-Saga als Zweiteiler im Kopf zu behalten, die aus wunderbaren Büchern besteht.